Mein Geburtsmonat ist ein Monat mit verkehrt gesteckten Zielen. Zuerst zu hoch, dann dreimal korrigiert und zweieinhalb Mal geändert. Im Fediverse kursiert eine NaNoWriMo-Alternative namens WritingMonth und ich wollte dafür etwas probieren, aber Gesundheit und Weltlage kommen dazwischen. Also weiche ich aus und versuche einfach jeden Tag an einem schon laufenden Projekt zu arbeiten, indem ich dafür Dinge schreibe, die entweder definitiv nicht oder nicht so Eingang in den finalen Text finden. Hauptsache ich tue etwas gegen das Kreisdenken und Hochgeschaukeltwerden, denn die eine oder andere Person in meinem Umfeld scheint die Welt gerade nur aushalten zu können, indem sie jeden Tag ein schlimmeres Szenario an die sprichwörtliche Wand malt und jedes Mal noch grafischer. Da schreibe ich lieber Dinge, die letztlich keinen Zweck im Text haben und habe im Kopf einen Ort, an dem ich mich wohlgefühlt habe, denn da spielt es, Musik wie sie sich auch auf Schallplatten in meiner Sammlung findet und Figuren, von denen ich behaupten kann, dass ich sie mag. Gern hätte ich die Deadline für die Adventsaktion der Mosaikzeitschrift geschafft, aber dazu war ich zu gestresst und zu krank.

Ich arbeite mit Notizbüchern, Blöcken und Füllern. Mich erdet das. Es ist grotesk, dass ich die Kaweco-Tinte am günstigsten in einem Laden in einem teuren Viertel finde. Aber leider noch immer nicht in orange. Die Tinte ist gut, aber die Farben wirken geschrieben oft anders, ich hätte gern gesehen, wie es bei der Farbe orange ist. Ruby Red zum Beispiel mochte ich auf der Packung nicht, gefällt mir jedoch verschrieben, Caramel Brown mochte ich auf der Packung, aber verschrieben nicht.

Ich finde einen Text, den ich 2021 für den Volkshochschulkurs, mit dem ich wieder schreiben lernen wollte verfasst habe. Nach dem Onlineharrassment 2019 konnte ich das erstmal gar nicht und deshalb hatten Freunde mir einen Kurs geschenkt. Es war ein Versuch, der auch am Dozent, der keine Ahnung von der Materie, die er unterrichten wollte, hatte, scheiterte. Die Geschichte beschreibt die Situation behinderter Menschen damals, als wir wussten, dass man uns einfach im Stich lässt (nach den Triage- und Utilitarismus-Diskussionen -, aber auch jetzt, in dieser Lage wirkt er seltsam aktuell, bis vorausschauend. Nur dass einige Vokabeln nicht mehr stimmen und vielleicht befremdlich wirken.