Das Monopol Magazin hat einen wunderbaren Text über Gritli Faulhabers Essener Ausstellung und das Konzept dahinter, geschrieben von einer Autorin, die dieselbe Krankheit wie Faulhaber hat.
Link zum Artikel: www.monopol-magazin.de
So geht Berichten auf Augenhöhe. So geht Ernstnehmen. So geht Leute konfrontieren.
Und eigentlich beginnt das Konfrontieren, die Konfrontation bereits da, wo man sich zu Wort meldet. Man stört. Man hat in diesem System nichts mehr zu suchen, schließlich hat man in ihm etwas verloren und das ist nicht vorgesehen. XY ist nicht vorgesehen ist Amtssprech für die Ablehung von Teilhabe, Reha- oder Hilfsmitteln.
"In einer Gesellschaft, in der Sichtbarkeit oft mit Produktivität verwechselt wird, ist das öffentliche Zeigen einer chronischen Erkrankung ein Akt des Widerstands."
über die andere Zeitrechnung vieler behinderter und chronisch kranker Menschen:
"Man könnte sagen, "Militant Joy" verweigert sich der herkömmlichen Zeit und ist durchzogen von einer anderen Zeitlichkeit: der crip time.
Dieser Begriff, nach dem 2021 auch eine tiefgründige Gruppenschau über das Kunstschaffen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen im MMK Frankfurt am Main benannt war, ist ein Konzept aus der "Disability Justice"-Bewegung. Die queerfeministische Denkerin Alison Kafer entwickelte ihn, um das nicht-normative Zeiterleben chronisch kranker und behinderter Menschen zu beschreiben.
Zeitlichkeit funktioniert für diese Menschen anders, etwa weil sie mit Barrieren konfrontiert sind und für bestimmte Dinge im Leben länger brauchen als Nichtbehinderte: Laufen lernen, ein Studium abschließen, Bilder malen. Crip time ist eine Zeit außerhalb der kapitalistischen Taktung, der Planbarkeit, der Effizienz."
Auch das ist wieder eine Konfrontation, in die man ungewollt immer wieder gehen muss. Ich habe Räume, Slots oder Orte nicht bekommen, weil es hieß "Das verstehen die Leute nicht" (dann müssen sie es lernen), "Du kannst nicht verlangen, dass sich die Leute auf den Boden setzen" (ich arbeite da unten), "Glaubst du nicht, das ist ein bisschen too much?" (nein, ich habe kein hyperkomplexes Konzept dahinter).
Als ich den Artikel gelesen habe hatte ich das dringende Bedürfnis mal wieder ein bisschen Papier "rumzuschmeißen". (Das ist eine Fremdzuschreibung, ich lasse im konzeptionellen Rahmen einfach fallen). Wie ist das schön.