Fährt man in die andere Richtung, gibt es volle Bahnsteige. Eine Messe bringt Menschen aus ganz Deutschland und anderswo in einer Großstadt zusammen. Ich muss dort umsteigen und begegne Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und solche, die nicht nur die richtige Bahn, sondern auch den Ausgang suchen. Sie wollen die Menschenmassen meiden und laufen. Kleinere Gruppen, aber auch Menschen mit klobigen Rollkoffern, die vielleicht übers Wochenende bleiben.
Ich erinnere mich, einmal in den Ferien auf dieser Messe gewesen zu sein. Damals gab es nur Brettspiele und weil meine Eltern sich für nichts interessierten, durften auch mein Bruder und ich nicht in Ruhe schauen und wir waren ziemlich schnell wieder weg. Nach den Ferien sagte mir eine Lehrkraft, sie hätte sich schon gedacht, dass meine Familie auf diese Messe geht. Das war überhaupt nicht abzusehen gewesen. Es zeigt aber wie Lehrkräfte meine Eltern wahrgenommen haben oder wie die sich zu inszenieren wussten: Als würden sie wer weiß was bieten.
Eine Apotheke im Stadtteil dort impft gegen Grippe und jemand berichtet, es klappe sogar problemlos bei Touristen. Lediglich nach dem Alter würde man gefragt, denn es gibt unterschiedliche Impfstoffe. So sehr wie man bei Ärzt*innen bitten muss stelle ich mir das Angebot der Apotheke als gute Alternative vor.
Ich strauchele mit einem Text in Einfacher Sprache. Damit ich das mit der Einfachen Sprache – die nicht das gleiche ist wie Leichte Sprache -, so gut wie möglich mache, habe ich Testlesende, die auf diese Art zu Erzählen für ihr Text- und Leseverständnis angewiesen sind. Und eigentlich haben wir für diese Projekte immer so etwas wie einen Plot, damit ich diesen Menschen erzählen kann, was ich erzählen will, so dass sie beurteilen können, ob ich es verständlich erzähle. Eine dieser Person möchte schon die ganze Woche, dass wir ein Experiment machen. Sie schlägt vor, nicht am Haupttext zu arbeiten, sondern nur zur Entspannung eine kurze Nebengeschichte zu erzählen. In der müssten die Figuren aber sehr anders handeln, als sie es eigentlich tun, und wenn wir dieses Jahr noch fertig werden möchten, können wir eine derartige Ablenkung nicht gebrauchen.
Früher konnte ich in Museen schreiben. Es kann sein, dass sowas nicht mehr möglich, weil man nirgendwo mehr Ruhe hat oder länger sitzen darf, aber im Kunstpalast hätte ich es gern versucht.
Bei den Richter-Bildern. Weil so viel davon nicht eindeutig ist. Das macht es interpretierbar. Doch da waren so viele Leute, dass man sich nicht einmal setzen konnte.
Es gab nämlich keine Bänke. Sonst wäre es vermutlich zu eng.
Bei den Wischbildern nach Fotografien unwillkürlich an das EINE denken. Das mit Richters ermordeter Tante, von dem ich glaube, dass dieses Gemälde alle kennen sollten. Es war nicht da. Das Sachbuch über die Verflechtungen des Schicksals seiner Tante und der Familie seiner späteren Frau gibt es aber im Museumsshop.
Bei den Farbflächen verstehen warum und gleich daran denken, dass meine Mutter es nicht verstehen würde. Ich stelle sie mir vor diesen Bildern vor und sehe sie meckern, das könne sie viel besser und warum kriegt der so viel Geld, wer issen der überhaupt.
Bei einigen anderen Gemälden, bunten aus den 80er Jahren, erstaunt sein wie sehr sie etwas, das heute schlechte Grafikprogramme erstellen können ähneln, weit bevor es diese Grafikprogramme gab. Und wie gut das ist. Auch technisch.
Und alles davon erzählt irgendwie Geschichten. Zum Teil die von Gerhard Richter und der Stadt.
Ich vermute früher hätte ich drei Seiten Notizen gehabt.
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