Mittwoch, 2. Oktober 2024

Früher konnte ich in Museen schreiben. Es kann sein, dass sowas nicht mehr möglich, weil man nirgendwo mehr Ruhe hat oder länger sitzen darf, aber im Kunstpalast hätte ich es gern versucht.

Bei den Richter-Bildern. Weil so viel davon nicht eindeutig ist. Das macht es interpretierbar. Doch da waren so viele Leute, dass man sich nicht einmal setzen konnte.

Es gab nämlich keine Bänke. Sonst wäre es vermutlich zu eng.

Bei den Wischbildern nach Fotografien unwillkürlich an das EINE denken. Das mit Richters ermordeter Tante, von dem ich glaube, dass dieses Gemälde alle kennen sollten. Es war nicht da. Das Sachbuch über die Verflechtungen des Schicksals seiner Tante und der Familie seiner späteren Frau gibt es aber im Museumsshop.

Bei den Farbflächen verstehen warum und gleich daran denken, dass meine Mutter es nicht verstehen würde. Ich stelle sie mir vor diesen Bildern vor und sehe sie meckern, das könne sie viel besser und warum kriegt der so viel Geld, wer issen der überhaupt.

Bei einigen anderen Gemälden, bunten aus den 80er Jahren, erstaunt sein wie sehr sie etwas, das heute schlechte Grafikprogramme erstellen können ähneln, weit bevor es diese Grafikprogramme gab. Und wie gut das ist. Auch technisch.

Und alles davon erzählt irgendwie Geschichten. Zum Teil die von Gerhard Richter und der Stadt.

Ich vermute früher hätte ich drei Seiten Notizen gehabt.

Außenwand des Kunstpalasts in Düsseldorf. Unter dem Dach hängt ein rechteckiges Plakat, das auf dem Hintergrund von Richtetrs mehrfarbigen Gemälden in weiß das Logo vom Kunstpalast und in Blockschrifz den Namen von Gerhard Richter zeigt. Darunter eine Fensterreihe und darunter ein blaues rechteckiges Plakat, auf dem in weißer Schrift "Verborgene Schätze 5.9.2024 - 2.2.2025" steht.
Außenwand des Kunstpalasts in Düsseldorf. Unter dem Dach hängt ein rechteckiges Plakat, das auf dem Hintergrund von Richtetrs mehrfarbigen Gemälden in weiß das Logo vom Kunstpalast und in Blockschrifz den Namen von Gerhard Richter zeigt. Darunter eine Fensterreihe und darunter ein blaues rechteckiges Plakat, auf dem in weißer Schrift "Verborgene Schätze 5.9.2024 - 2.2.2025" steht.




Donnerstag, 26. September 2024

Ich bin Aurora. Und Kalk und Kohle ist eigentlich Kaffee und Botanik*. Oder andersherum. Geht beides. Und beides spielt auf die (sozialen) Herkünfte meiner Eltern an. Weil es das ist, was in den Texten, mit denen ich arbeite eine Rolle spielt.

Bis vor fünf Jahren hatte ich schon zehn Jahre lang Blogs. 2019 wurden mir meine Blogs, unter anderem ein literarisches, auf einer großen Plattform mutwillig von einer damals langjährigen Leserin und Kommentatorin zerstört, so dass ich mich nach drei Monaten Harrassment durch sie und ihre Community gezwungen sah, sie zu löschen. Danach konnte ich nicht mehr schreiben. Weder für Blogs noch anderweitig. Konnte ich davor jeden Tag zumindest kurze literarische Skizzen machen, brauche ich jetzt Wochen für 100 Wörter und muss mir jeden Satz hart erarbeiten. Ich lerne und übe langsam wieder.

Insofern geht es hier auch um Ab- und Abwesenheiten. Von irgendwas. Im Idealfall wird es so was wie ein Arbeitsjournal.


*Im Ruhrgebiet, wo meine Mutter herstammt und aufwuchs, gibt es eine Redewendung, die sie beizeiten mit nach München gebracht und dort eingeführt hat: "Jetzt hab ich aber den Kaffee auf", wenn sie keine Lust mehr zu etwas hatte oder von etwas genervt war. Später habe ich erfahren, dass man den Satz auch noch erweitern kann mit "Jetzt kannst du in die Botanik gehen". Das beideutet in etwa dasselbe wie "Du kannst mir gestohlen bleiben!" und ich glaube, das ist das Gefühl, das die Leute in ihrer Schicht haben, was die anderen zu ihnen sagen.